Was ist Kendo?
Entstanden aus der alten, japanischen Kunst des Schwertkampfes ist Kendo heute ein Sport, der geistige und körperliche Fähigkeiten gleichermaßen schult. Die Kämpfer stehen sich ausgerüstet mit dem Shinai, einem Bambusschwert und einer Rüstung gegenüber und versuchen, den Gegner mit einem der erlaubten Schläge oder mit Schlagkombinationen zu treffen. Dies erfordert höchste Konzentration und Aufmerksamkeit sowie innere Ruhe, aber auch Entschlussfreudigkeit und rasche Reaktionen. In dieser Kombination scheinbar widersprüchlicher Elemente liegt der Reiz des Kendo.
Wer betreibt Kendo?
Bestimmt keine muskelbepackten Rambo-Typen. Im Ursprungsland Japan gelten nicht junge, dynamische Kämpfer als die Besten, sondern alte Meister, die zum Kern dieser Kampfkunst vorgedrungen sind.
Das Ziel des Kendotrainings
Kendo ist nicht gefährlich oder verletzungsträchtig, auch wenn es auf den ersten Blick sehr agressiv aussieht. Idee des Kendô ist es, den menschlichen Charakter durch Anwendung der Prinzipien des Schwertes zu schulen.
Die Übung des Kendô hat den Vorsatz Geist und Körper zu formen, eine starke Seele zu entwickeln, durch korrektes und strenges Üben Fortschritt in der Kunst des Kendô anzustreben, Höflichkeit und Ehre des Menschen zu achten, mit anderen aufrichtig umzugehen und unaufhörlich die persönliche Weiterentwicklung zu verfolgen.
So wird man fähig, sein Land und die Gesellschaft zu lieben, zur Entwicklung der Kultur beizutragen sowie Frieden und Wohlergehen unter allen Völkern zu fördern.
Kendo wird selbstverständlich nicht mit scharfen Schwertern ausgeführt. Beim Kendo wird mit einem Bambusschwert, dem Shinai, gekämpft, welches jedoch ebenso geachtet werden sollte wie das Schwert. Die Trefferflächen sind genau festgelegt und durch Rüstung (Bogu) geschützt, um Verletzungen zu vermeiden. Das Shinai hat je nach Alter und Geschlecht des Kämpfers eine unterschiedliche Länge und ein unterschiedliches Gewicht (für Wettkämpfe gibt es hierfür Regeln). Die Rüstung besteht aus einem Kopfschutz (Men), einem Körperschutz (Do), Handschuhen (Kote) und einem Unterleibsschutz (Tare), der Bauch und Hüfte schützen soll.
In der Kata (Übungsform) wird das Bokuto, das Holzschwert, verwendet. Die Kata ist eine Abfolge von festgelegten Bewegungsabläufen, die angriffs- und Verteidigungstechniken einüben und in ihrem harmonischen Bewegungsablauf vervollkommnen sollen. Die Techniken werden langsam und konzentriert ausgeführt. Die Perfektion der Bewegung ermöglicht es, diese im Kampf schnell und kontrolliert auszuführen.
Das Kendo-Training ist hart und erfordert große Disziplin. Verhaltensmaßregeln (Reigi / Reiho) und Disziplin sind ein wichtiger Bestandteil dieser Kampfkunst und sollten streng beachtet werden. Ein guter Kendoka zu sein bedeutet mehr, als nur gut kämpfen zu können.
Kendo ist eine Kunst, die die geistige und körperliche Fitness fördert und den Charakter stärkt. Ziel ist die Erlangung von Harmonie zwischen Körper und Geist.
Dojo Etikette – Reigi-saho
„Kendo beginnt mit der Begrüßung und endet mit dem Abgrüßen.“
Entsprechend muß auch die Kendo-Etikette befolgt werden, nicht allein aus traditionellen Gründen, sondern auch, weil Kendo eine Kampfsportart ist, deren Bewegungen strikt einzuhaltende Grenzen gesetzt werden müssen. Der Trainings-/Kampfpartner soll nicht vernichtet werden, sondern es soll stets mit dem Gefühl der Achtung und des Dankes ihm gegenüber trainiert werden, denn durch ihn wird die eigene Ausbildung unterstützt – und darüber hinaus ist er ein Sportfreund!
- Auch dem Dojo gegenüber, also dem Ort, wo man seine Ausbildung erhält, ist es notwendig, die Etikette zu wahren und die ursprüngliche Würde dieser Räumlichkeit zu achten.
- Beim Betreten oder Verlassen des Dojo verbeugt sich der Kendoka grüßend vor dem Dojo und den Anwesenden.
- Ein Kendoka verbeugt sich am Anfang und am Ende jeder Übung vor seinem Gegner.
- Ein Kendoka raucht, ißt und trinkt nicht im Dojo, wenn er dazu nicht aufgefordert wird.
- Ein Kendoka trägt im Dojo keinen Hut und verhält sich dem Ort angemessen, er albert z.B. nicht herum oder flätzt sich locker auf dem Boden.
- Wenn Kendoka Rüstung tragen und auf dem Boden des Dojo sitzen, ist es Sitte, daß man hinter ihnen vorbeigeht.
- Ein Kendoka schreitet nicht über ein Shinai oder eine Rüstung.
- Ein Kendoka berührt niemals das Shinai eines anderen während einer Übung oder eines Kampfes und vermeidet nach Möglichkeit Berührungen der Rüstung eines anderen Kendoka.
- Im allgemeinen sitzen die Kendoka mit den niedrigeren Graden den Yudansha (höher Graduierten) gegenüber oder zu ihrer Rechten.
- Bei einer Übung wählt der Kendoanfäger seine Position so, daß er den Yudansha das Gesicht zuwendet. Gleiches gilt gegenüber einem erläuternden Lehrer.
- Im Übungsraum steht der Schüler und wartet auf die Instruktionen des Lehrers.
- Löst sich ein Teil der Rüstung, muß die Übung unterbrochen werden. Der Partner bleibt in seiner Position, während der Fehler behoben und abschließend überprüft wird. Ein beschädigtes Shinai kann für den Partner durch Splitter außerordentlich gefährlich werden und darf auf keinen Fall mehr benutzt werden.
- Die Übungen sollen konzentriert, unabgelenkt und mit innerem Ernst durchgeführt werden. Schwatzen während des Trainings ist unhöflich und ablenkend.
- Flüche und Schimpfwörter jeglicher Art haben im Dojo nichts zu suchen.
- Jeder Kendoka hat Fehler, an denen er üben muß. Sich über mißlungene Übungen oder Kämpfe zu ärgern, ist unangebracht und unhöflich dem Partner gegenüber. Ein Kendoka gewinnt und verliert stets mit Würde.
- Außer bei den Übungen haben die Schüler die Lehrerseite zu meiden