Was ist Aikido?

Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort.
Aikido ist unglaublich vielschichtig. Wenn man beginnt Aikido zu üben, könnte man zunächst meinen, es wäre eine rein körperliche Angelegenheit. Sehr bald spürt man aber, dass da noch etwas anderes sein muss. Aikidotraining spricht nicht nur den Körper des Menschen an. Auch sein Geist wird mit einbezogen, seine Spiritualität wird berührt. Aikido fördert und fordert den Menschen als Einheit von Körper und Geist.

Da es keine Angriffstechniken lehrt, ist Aikido definitiv kein Kampfsport! Man könnte es eher als eine Kampfkunst bezeichnen, die sehr variantenreich und komplex ist. Richtig angewandt sind Aikidotechniken auch eine äußerst wirksame Form der Selbstverteidigung. Aber auch der Versuch, Aikido nun auf Begriffe wie „Kampfkunst“ oder „Selbstverteidigung“ reduzieren zu wollen, wird dem Aikido nicht gerecht! Aikido ist mehr, viel mehr! Aikido ist wie ein Werkzeug, es liegt an uns, wie wir es benutzen, was wir  damit erschaffen.

AI steht für Harmonie,Freundschaft.

KI für Energie, Geist, Wille.

DO für den Weg (die Einheit von Körper und Geist umzusetzen).

Morihei Ueshiba 1893-1969

In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts begann das japanische Kampfkunstgenie Morihei Ueshiba, Aikido aus verschiedenen Kampfkünsten zu entwickeln. Der Ursprung des Aikido findet sich sowohl im Schwert- und Stockkampf, als auch in den altbewährten, waffenlosen Kampftechniken der Samurai. Deshalb besteht Aikido auch aus den folgenden Elementen:

Tai-jutsu – dies sind die waffenlosen Körpertechniken.

Aiki-ken – umfasst die Techniken mit dem Schwert.

Aiki-jo – beinhaltet die Techniken mit dem Stock.

Zwischen diesen drei Grundelementen bestehen enge Verbindungen, deren Zusammenhänge zu entdecken sehr spannend ist.

Ein zentrales Element des Aikido ist Awase. Das bedeutet übersetzt in etwa vereinen, verbinden, zusammenbringen. Genau dies ist ein äußerst wichtiger Aspekt im Aikido. Nämlich das scheinbar gegensätzliche, fremde, oder aber auch feindliche nicht zu bekämpfen, sondern es aufzunehmen, damit umzugehen, es quasi harmonisierend umzuformen.

Dazu äußerte sich Morihei Ueshiba so:

„Blinde Loyalität ist meistens gefährlich, denn nur allzu leicht wird die Idee von Loyalität und Gerechtigkeit verwechselt mit Machtstreben und Selbstsucht. Egoisten haben keinen Respekt vorm Anders-Sein. Selbstsucht fordert: Jeder denkt wie ich, jeder ist wie ich. Wie würdest Du dich fühlen, wenn jedes Gesicht nur ein Abbild Deines Gesichts wäre, wenn jedes Denken nur Deine Gedanken wiedergeben würde? Menschen reden über Harmonie, aber sie haben keinen Respekt vor anderen Ideen oder einem anderen Weg. Harmonie lernen heißt, den Respekt vor Unterschieden lernen. Es heißt auch zu lernen, die Einheit in diesen Unterschieden zu erkennen.“

Aikido ist überwiegend defensiv und es gibt keine Wettkämpfe. Nicht das Siegen steht im Mittelpunkt, sondern das gemeinsame Lernen und die Fähigkeit, sich selbst zu beherrschen. Aikido versucht nicht, einzelne Körperteile zu trainieren, sondern der Körper wird in seiner Gesamtheit, als Einheit von Körper und Geist geschult.

Dies wird zum Beispiel auch beim beidseitigen Einüben und Ausführen der Aikidotechniken sehr deutlich. Was sich zunächst ungewohnt und fremd anfühlt, wird langsam immer natürlicher und vertrauter. Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten entwickeln sich mehr und mehr. Ähnlich einer Schmetterlingspuppe, die am Ende der Metamorphose ihre unbewegliche Hülle abstreift und ihre Flügel entfaltet, gewinnt auch der (die) Aikidoschüler(in) mit der Zeit eine ungeahnte natürliche Beweglichkeit. Der Körper gewinnt immer mehr Einsicht und Vertrauen in seine Möglichkeiten. Lähmende, behindernde Ängste und Befürchtungen schwinden immer mehr. Gleichzeitig wachsen die Bereitschaft und das Vermögen, sich der Führung des Geistes anzuvertrauen.

Bedingt dadurch entstehen die Bewegungen mehr und mehr intuitiv und spontan als Reaktion auf einen Angriff. Dies lässt die Aikidobewegungen so unglaublich mühelos und tänzerisch leicht erscheinen, dass ein uneingeweihter Zuschauer oft glaubt, er sehe etwas Abgesprochenes, Vereinbartes. Angriff und Verteidigung sind eins!

Morihei Ueshiba sagte es so:

„Lasst eure Verteidigung dem Angriff ohne einen Moment der Stockung  folgen, dann gibt es keine zwei getrennten Momente, genannt Angriff und Verteidigung.“

Fast wie von selbst werden durch das Aikidotraining im laufe der Zeit die Aufmerksamkeit, das Einfühlungsvermögen, die Konzentration und die Reaktionsschnelligkeit deutlich verbessert. Einem Angriff wird Grundsätzlich kein direkter Widerstand entgegengesetzt. Aikido ist niemals Kraft gegen Kraft! Ein wesentliches Element des Aikido ist der Verzicht auf rohe Gewalt und Brutalität! Und genau das macht es so überlegen und einzigartig in der Welt der Kampfkünste. Im Aikido wird ein gegnerischer Griff, Stoß oder Schlag in eine runde Bewegung umgelenkt, die den Angreifer ins Leere laufen lässt. Wirkungsvolle Würfe und Hebeltechniken setzen den Angreifer dann außer Gefecht.

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